Das Programm

Check-In

Veranstaltungsraum: Hörsaal 011 (Nobelstraße 10, HdM)

Begrüßung

durch Prof. Dr. Mathias Hinkelmann (Prorektor der Hochschule der Medien)

Digital Humanities als Vorreiter der Open Science?

Impulse und Herausforderungen für Wissenschaftsverlage

Die Digitalisierung hat auch auf die Arbeit von Wissenschaft und Forschung weitreichende Auswirkungen. Open Science heißt der Trend, der mithilfe digitaler Technologie Jahrzehnte geübte Praxis umgestaltet und vor allem im Publizieren neuartige Möglichkeiten schafft. Die bisherige sehr printorientierte Rolle von Wissenschaftsverlagen wird stark hinterfragt, vor allem verändert Open Access wesentlich das gängige Geschäftsmodell.

In den Geisteswissenschaften haben die Digital Humanities hier eine interessante Doppelfunktion. Auf der einen Seite ergänzen sie die klassischen Forschungsmethoden um digitale und schlagen damit die Brücke zwischen Geisteswissenschaften und etablierter Technik. Auf der anderen Seite sind sie eine Art Versuchslabor, in denen völlig neuartige Ideen und Ansätze erprobt werden. Durch ihre technisch sehr profunde, teilweise auch sehr innovative Arbeitsweise übernehmen die Digital Humanities zuweilen auch unmittelbar Aufgaben, die bislang Wissenschaftsverlagen vorbehalten waren. Inhalt des Vortrags ist es, die Auswirkungen dieser digitalen Transformation vor allem auf die Publikationspraxis und die Zusammenarbeit mit Wissenschaftsverlage aufzuzeigen.

Theodor Fontane: Notizbücher

Konzept, Methoden und Workflow der digitalen Edition

Die Notizbücher Theodor Fontanes sind ein einzigartiges Arbeits- und Lebensdokument, das bisher noch nicht als eigenständiges Werk erschlossen und gewürdigt worden ist. Die 67 erhaltenen Bändchen spiegeln sämtliche Schaffensgebiete des bekannten Dichters und Journalisten: Fontane begegnet uns als Wanderer und Reisender, als Journalist und Kriegsberichterstatter, als Theater-, Kunst- und Literaturkritiker, als Romancier und Lyriker sowie als Brief- und Tagebuchschreiber.

Dr. Gabriele Radecke wird in ihrem Vortrag das Projekt der digitalen Edition der Notizbücher vorstellen. Es geht um das Gesamtkonzept, den Codierungsworkflow in XML/TEI und das Fontane-Portal, wo die Visualisierung der XML-Daten und ihrer immanenten Metadaten in Kombination mit den Faksimiles der Notizbücher erfolgt. Die Edition wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert und entsteht an der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Universität Göttingen in Zusammenarbeit mit der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. Fontane-Notizbuch-Portal

Pause

Das Foyer steht mit Getränken und Häppchen zum Austausch bereit.

Neues aus der XML-Trickkiste

von data2type

Manuel Montero gibt in diesem Vortrag einen kurzen Überblick über neue Projekte, Updates und Pläne der data2type GmbH bezüglich verschiedenster XML-Themen. Einige der erwähnten XML-Goodies stehen online zur freien Verfügung. Weitere Punkte betreffen Schulungen sowie Weiterbildungsmöglichkeiten im Bereich Verlagsherstellung und XML-Technologien. Die folgenden Themen werden besprochen:

  • XML-Periodensystem
  • XML Repository
  • Zertifikat "XML-Hersteller"
  • Umzug der XML-Schule zu data2type
  • XML-Newsletter
Außerdem wird Mehrschad Zaeri, Geschäftsführer der parsQube GmbH, ein kurzes Update zum kostenlosen Online-Dienst data2check geben, mit dem man Word-, InDesign und EPUB-Dateien auf ihre Korrektheit prüfen kann.

cueML – eine kulinarische Textedition

Kochbücher sind wichtige Quellen sowohl für die kultur- als auch die ernährungsgeschichtliche Forschung. Um ihren Inhalt erschließen und maschinell auswerten zu können, haben wir das domänenspezifische TEI-konforme Annotationsschema cueML definiert. Mit cueML können die in Rezepten enthaltenen Zutatenangaben, Zubereitungsanweisungen, Zeitdauern usw. ausgezeichnet werden. Außerdem lassen sich die in den historischen Rezepten enthaltenen Zutatenangaben mit Angaben zu Nährwerten (z.B. aus dem Bundeslebensmittelschlüssel) oder anderen kulinarischen Informationen verknüpfen. Wir illustrieren unsere Vorgehensweise anhand des "Praktischen Kochbuchs für die gewöhnliche und feinere Küche" von Henriette Davidis aus dem Jahr 1849.

Metadatenbank-tool

Der juristische Fachverlag Verlag Österreich stand vor der Aufgabe, Zeitschriften-XML-Daten, die schon mit einem bestimmten Schema erfasst wurden, nachträglich um zahlreiche Metadatenfelder anzureichern. Die Lösung war ein mit eXistdb realisiertes "Metadatenbank-tool". Dieses ermöglicht ein einfaches Hinzufügen weiterer Ausgabeformate sowie auch die Zerlegung eines PDFs in die jeweiligen Artikel eines Heftes.

Digitale Editionen einfach gemacht

Allzu häufig stehen digitale Editionsprojekte vor der Herausforderung, ihre mit viel Herzblut erstellten und in TEI ausgezeichneten Texte publizieren zu müssen. Dies erfordert nicht selten komplexe Stylesheets mit vielen tausend Zeilen sowie ausreichende Kenntnisse in Web-Entwicklung. Soll die Veröffentlichung nicht nur im Web, sondern auch als PDF oder ebook zur Verfügung stehen, vervielfachen sich der Aufwand und die notwendige technische Expertise.

Das Open Source Projekt "TEI Publisher" gibt eine Antwort auf diese Herausforderungen. Es basiert auf dem TEI Processing Model, einer vom TEI standardisierten, medienunabhängigen Beschreibungssprache für die Ausgabe. TEI Publisher erweitert dieses um ein Framework, mit dessen Hilfe sich in wenigen Schritten eine komplette Anwendung generieren lässt, die dann an den jeweiligen Projektkontext angepasst werden kann. Die konkrete Erfahrung aus diversen wissenschaftlichen sowie kommerziellen Editionsprojekten zeigt, wie leicht einige tausend Zeilen Transformations-Code durch wenige hundert Zeilen TEI zu ersetzen sind, ohne dabei an Geschwindigkeit zu verlieren. TEI Publisher wurde sowohl für kleine Editionen wie auch auf großen institutionellen Websites erprobt. Der Vortrag wird einige Beispiele darstellen.

Pause

Das Foyer steht mit Getränken und Häppchen zum Austausch bereit.

Schematron QuickFix im Oxygen XML Editor

Schematron QuickFix ist eine Erweiterung der Validierungssprache Schematron. Sie bietet dem Schematron-Entwickler die Möglichkeit, in einer einfach zu erlernenden Syntax sogenannte QuickFixes zu definieren. Einen QuickFix kann man sich wie die Vorschläge vorstellen, die eine Rechtschreibprüfung bei fehlerhaften Wörtern dem Benutzer anbietet. Nur kann ein QuickFix neben Wörter ersetzten auch Elemente einfügen oder löschen, Attribute neu setzen oder auch ganze XSLT-Templates aufrufen.

Seit über zwei Jahren unterstützt nun der Oxygen XML Editor Schematron QuickFix sowohl bei der Entwicklung als auch bei der Ausführung und ist bis heute damit der einzige XML-Editor. Nico Kutscherauer zeigt in seinem Vortrag auf, was der Oxygen XML Editor unterstützt und wo es noch Handlungsbedarf gibt.

Vom Digitalisat zum Text

IIIF und die Rolle von Bildannotationen für die Web-Edition von Texten

Mit dem International Image Interoperability Framework (IIIF) wurde über die letzten Jahre ein Standard zur Publikation von Bilddaten entwickelt, der im Bereich des Kulturellen Erbes – zunächst für Bibliotheken, Archive und Museen mit digitalisierten Beständen – zunehmende Bedeutung erlangt. Auf Technologien des Semantic Web basierend, erlaubt IIIF neben der interoperablen Bereitstellung von Bilddaten deren flexible Einbettung und Annotation, Nutzungsszenarien also, die etwa für die Erstellung wissenschaftlicher Publikationen im Rückgriff auf solche Bildquellen von zentraler Bedeutung sind.

Nach einer kurzen Einführung in den Standard, seine Geschichte und technischen Konzepte, wird anhand von Editionsprojekten (z.B. zu Werken von Arno Schmidt oder Walter Benjamin) sowie einer webgestützten Arbeitsumgebung zur kollaborativen Annotation und Verknüpfung von Text- und Bildquellen dargestellt, wie das Verhältnis von Text- und Bilddaten je nach Editionskonzept technisch vermittelt wird. Dem Zusammenspiel XML-orientierter Workflows bei der Aufbereitung von Texten mit IIIF-bedingten Verfahren aus dem Umfeld von Semantic Web und Linked Data gilt dabei das Hauptaugenmerk. Abschließend werden Potentiale und Risiken von IIIF für den Vertrieb und die Nutzung wissenschaftlicher Texteditionen im Web diskutiert.

Ende der Veranstaltung

Moderation:

Manuel Montero (data2type GmbH), Mehrschad Zaeri (parsQube GmbH) und Prof. Dr. Marko Hedler (Hochschule der Medien).